Bericht zur 11. Gemeinsamen Saatguttagung der LWK und des Verbandes Niedersächsischer Saatguterzeuger (VNS) - zugleich 69. Mitgliederversammlung des VNS

Am 10.05.2022 fand in Uelzen-Veerßen die 11. Gemeinsame Saatguttagung der LWK und des Verbandes Niedersächsischer Saatguterzeuger (VNS) - zugleich 69. Mitgliederversammlung des VNS – statt, zu welcher der Vorsitzende Albrecht Brammer zahlreiche Gäste begrüßen konnte.

In seinem Grußwort ging der Kammerpräsident zunächst auf strukturelle und personelle Änderungen in der LWK ein, die insbesondere den Geschäftsbereich Landwirtschaft betreffen. Hier wurden im Sektor Pflanze zwei zusätzliche Fachbereiche geschaffen, die prioritär den Themenbereichen Klimaschutz und Wassermanagement gewidmet sind.

Herr Schwetje würdigte sodann die Verdienste des langjährigen Leiters der Anerkennungsstelle Willi Thiel, der ab 1991 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand (31.03.2022) sich regional, national und international mit großem Sachverstand und Engagement für Belange des Saatguts einsetzte und die Geschicke der Anerkennungsstelle lenkte. Gleichzeitig stellte der Kammerpräsident Herrn Dr. Benke als neuen Leiter der Anerkennungsstelle vor.

Im Hinblick auf die anstehenden Themen in der anschließenden Vortragstagung „Stichwort Strukturwandel in der Landwirtschaft“ wurden die Schritte, Überlegungen und Bemühungen rund um den niedersächsischen Weg, in welchen sich auch der zweite Referent der Vortragstagung, Herr Dr. Holger Buschmann als Vorsitzender des NABU Niedersachsen intensiv eingebracht hat, skizziert. Wesentlich war für KP Schwetje der Dialog, das Miteinander, um schließlich erfolgreich zu sein, ein Gegeneinander erscheint nicht hilfreich.

Im Rahmen der Abhandlung der Regularien, in welcher als Besonderheit der junge Landwirtschaftsmeister Arne Beecken neu in den Vorstand gewählt wurde, stand zum achten Mal auf dem Programm der Mitgliederversammlung die Auszeichnung von besonders erfolgreichen niedersächsischen Vermehrungsbetrieben im Bereich der Saatgetreide-, Gräser- und Großkönigen Leguminosen-Vermehrung. Der stellv. Vorsitzende Arnd-Kristian Lauenstein stellte exemplarisch die Vorgehensweise bei der Auswahl der Betriebe und die verwendeten Kriterien, die umfassend die Saatgutqualitäten im Feld und im Labor berücksichtigten, vor. So dann nahmen Herr Schwetje als Vertreter der Landwirtschaftskammer, Herr Brammer als Vertreter des Verbands und Herr Otte als Vertreter der Züchtung die Auszeichnung der einzelnen Betriebe vor. Gleichzeitig stellte Herr Lauenstein die Betriebe in Wort und Bild kurz und prägnant vor. Die Betriebe in alphabetischer Reihenfolge sind: Albrecht Brammer, Baitgersweg 8, 29699 Walsrode, Hermann Saucke, Im alten Dorfe 1, 21371 Tosterglope, Astrid Schrötke, Hohenbünstorf 2b, 29587 Natendorf sowie Henning Teuwsen, Bei der Kirche 7, 21354 Bleckede. Die Betriebe erhielten eine Urkunde ungerahmt und gerahmt sowie ein Fachbuchpräsent. Das hochwertige Hoftorschild aus Messing wird den ausgezeichneten Betrieben vor Ort überreicht.

Der Betrieb Albrecht Brammer bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 285,25 ha, davon Ackerfläche: 240 ha. Als Selbstaufbereiter werden dort ca. 3.000 to/Jahr saatfertig gemacht. Der Betrieb Brammer produziert seit den 1970-er Jahren Saatgut. Aufbereitet werden Stamm-, Vorstufen- und Basisvermehrungen von Wintergerste, Winterroggen, Sommergerste, Winterweizen, Sommerroggen und Hafer.

Außerdem werden Mais im Vertragsanbau, Zuckerrüben angebaut und Grassamen-Vermehrung betrieben

Der Betrieb Hermann Saucke bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Nutzfläche von120 ha mit den Fruchtarten Saatweizen, Saattriticale und Pflanzkartoffeln. Außerdem werden Mais und Zuckerrüben angebaut.

Der Betrieb Teuwsen bewirtschaftet eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 300 ha, davon 100 ha Getreide und davon 52 ha Vermehrung. Vermehrt werden Wintergerste, Winterweizen, Wintertriticale und Sommerhafer.

Im Betrieb Astrid Schrötke werden 95 ha landwirtschaftliche Nutzfläche bewirtschaftet davon 45 ha Vermehrungsfläche mit Wintergerste, Winterweizen. Dinkel, Ackerbohne und Erbse. Der Betrieb wird ökologisch bewirtschaftet und die Auszeichnung wurde für die hervorragende Vermehrung großkörniger Leguminosen verliehen.

In der anschließenden Vortragstagung berichteten Jens Knieke von der Bezirksstelle Uelzen und Dr. Benke über den Stand der Saatgutvermehrung und Neuerungen im Saatgutrecht. Bemerkenswert in den neu angemeldeten Vermehrungsvorhaben ist u.a., dass insbesondere die Winterrapsvermehrungen in erheblichem Umfang in wärmere Gefilde nach Süddeutschland oder Frankreich verlagert wurden (Absicherung hoher Befruchtungsraten).  Die Wintergetreidevermehrung in Niedersachsen und Deutschland wurde vorläufig nach Dr. Benke etwas reduziert. Besonders stark zurückgenommen wurde die Vermehrung von Winterroggen reduziert (-15%). Insgesamt wurden in Deutschland vorläufig 93.598 ha angemeldet (2021: 98.170 ha, 2020: 102.742 ha), also zum zweiten Mal hintereinander weniger als 100.000 ha in die Vermehrung gestellt. In Niedersachsen wurden vorläufig 14.977 ha angemeldet und Niedersachsen hat damit weiterhin bundesweit die Spitzenstellung auch bei diesen Früchten behauptet. Die Neuerungen im Saatgutrecht betreffen insbesondere Hybridweizen basierend auf cytoplasmatischer Pollen-Sterilität, seit Jahren bekannt bei vielen Fremdbefruchterarten.  Unverständnis bereitet hier, dass die Anforderungen im Sinne des Schutzes des Saatgutverbrauchers deutlich weicher gehandhabt werden sollen im Vergleich zur Hybridgerste.

Haupthemen der Vorträge waren „Strukturwandel in der Landwirtschaft -Wie sieht die Zukunft aus? aus Sicht des Landwirts (Gerhard Schwetje) und aus Sicht des Naturschutzes (Dr. Holger Buschmann, NABU Niedersachsen). Bei allen Unterschieden waren sich beide Referenten einig, dass Naturschutz nur mit der Landwirtschaft geht. Ausdrücklich wünscht Dr. Buschmann keine flächendeckenden Landschaftspflege-Höfe in Deutschland, sondern würde diese Aufgabe lieber bei den landwirtschaftlichen Betrieben sehen. Allerdings machte der NABU-Fachmann mehrfach deutlich, dass das Artensterben insbesondere bei den Insekten, was Artenvielfalt, Insektenbiomasse und Anzahl der Individuen betrifft, das Ökosystem erheblich, wenn nicht dramatisch und existenzgefährdend für alle Lebewesen bedroht und das eine Umkehr essentiell sei. Nach vorliegenden Studien spielt gerade in der Agrarlandschaft die Bedrohung der Insektenwelt eine sehr große Rolle. Gleichermaßen betonten beide Referenten, dass praktizierter Naturschutz durch die Landwirte gerecht honoriert werden muss und sich nicht auf Ertragsausfälle beschränken darf. Eines von vielen Problemen sind neben der Finanzierung auch die gesellschaftliche Akzeptanz von gelebtem Naturschutz durch Landwirte durch die Bevölkerung. Im Auditorium wurde zudem teilweise die zweifelhafte Rolle der mächtigen Discounter und des LEHs angeprangert. Die Sorge bei vielen Landwirte ist groß, dass die berechtigte Forderung nach höheren Lebensmittelpreisen, möglicherweise zu noch mehr Importen von Rohstoffen aus dem Ausland mit allen negativen Folgen (Stichwort „Abholzungen in der Amazonas-Region“) führt. Weiterhin forderten die anwesenden Vermehrer nachhaltige Planungssicherheiten.

Insgesamt war die Diskussion sehr rege, also Themenwahl und Auswahl der Redner passten hervorragend.

 

Die Tagungsteilnehmer verfolgten mit großem Interesse die Vorträge.


 

Der stv. Vorsitzende Arnd-Kristian Lauenstein stellt die prämierten, besonders erfolgreichen Vermehrungsbetriebe vor

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